Mit großen, zügigen Schritten nähert sich der Amtsvorsteher dem Rathaus. Viele Aufgaben warten auf ihn, jeden Tag, auch in Kremmen. Das mag er, das braucht er. Besonders jedoch erfüllt ihn die größte aller Aufgaben: Aufrührern das Handwerk legen, „Demokraten“ enttarnen und die schlichten Leute im Dorfe vor ihnen schützen. So zu sehen in dem Drama „Der Biberpelz“ von Gerhart Hauptmann, so zu erleben mit einem faszinierenden Christian Schäfer in der Rolle des Amtsvorstehers beim Theater 89, einem Ensemble aus Berlin, das inzwischen in Brandenburg beheimatet ist und 2024 mit dem urigen Stück auf Sommertournee in historischen Stadtkernen im Land rund um Berlin unterwegs ist.

Christian Schäfer stammt aus Auhagen. Er ist 45 Jahre alt und von Beruf eigentlich gelernter Versicherungskaufmann. Aufs Wilhelm-Busch-Gymnasium in Stadthagen kam er erst, als ein Jahr Höhere Handelsschule ihm den Weg bahnte. Nach dem Abitur im Jahre 1999 folgte der Zivildienst. Und erst dann, so erzählt Christian Schäfer im Gespräch, habe er sich aktiv in die Welt des Theaters gewagt. „Im Jugendclub des Schauspielhauses Hannover fing es an, das war 2002“, erinnert er sich. Und seitdem hat ihn das Bühnenspiel nicht mehr losgelassen.

Zur Ausbildung ging es an die renommierte Ernst Busch Schauspielschule nach Berlin. Als Hospitant war Schäfer kurz beim Volkstheater Wien tätig. Erste Engagements als Schauspieler führten nach Baden-Baden und nach Stuttgart. Vier Jahre gehörte Schäfer zum Ensemble „auf Bruch“, einem freien Berliner Gefängnistheaterprojekt.

Seit 2015 gehört Christian Schäfer dem Berliner Ensemble Theater 89 an. Mit dem Namen ist der Anspruch verbunden, die Theaterarbeit in der Wirklichkeit zu verorten, also auch politisch Brisantes aufzugreifen oder zu historisch fundierten Stücken neue Zugänge zu schaffen. Was freche Musik dabei vermag, zeigt die „Biberpelz“-Inszenierung auf eindrucksvolle Weise. Im Schaumburger Land kennt man Christian Schäfer als Teil eines Trios. Er kommt bald wieder vorbei – mit „Peer Gynt“. Durch welche Kirche sie Ibsens Figur schicken, sei noch offen.